
Ernährungspyramide vs. gesunder Teller
Um gesunde Ernährung ranken sich viele Mythen, Empfehlungen und Tipps – gar nicht so einfach, im „Ratgeber-Dschungel“ den Durchblick zu behalten. Schon in der Schule wird einem die Ernährungspyramide näher gebracht, die erklärt, welche Lebensmittel zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung beitragen. Diese wurde in den letzen Jahren vom „gesunden Teller“ der Harvard Medical School verdrängt. Ein Check.
Ungesunde Ernährung kann zu Übergewicht und in weiterer Folge zu verschiedenen Erkrankungen (z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Krebserkrankungen wie Darm- oder Brustkrebs) führen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass diese in eindeutigem Zusammenhang mit Überernährung stehen. Allein in Europa sind Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) für rund 320.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Um dem entgegen zu wirken, gelten weltweit verschiedene Ernährungsempfehlungen und Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz gibt es die sogenannten D-A-CH-Referenzwerte. Frankreich, Belgien oder Holland haben beispielsweise eigene Richtwerte.
Neue Ernährungsempfehlungen
Seit Dezember 2017 gibt es neue, von der European Food Safety Authority (EFSA) veröffentlichte Ernährungsempfehlungen. Darin werden erstmals auch individuelle Faktoren wie Lebensalter, Geschlecht, Lebenssituation (z.B. Schwangerschaft, Stillzeit) und das körperliche Aktivitätslevel (PAL = physical activtiy level) berücksichtigt. „Die Empfehlungen können dadurch individuell abgestimmt werden“, erklärt Univ. Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Institutes für Ernährungsmedizin (ÖAIE) im Bericht . Sowohl der Tagesenergiebedarf als auch die optimale Zusammensetzung der Nahrung lassen sich daraus ableiten.
„Diese Empfehlungen befinden sich auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft und sollten die Grundlage für alle Ernährungsleitlinien bilden“, so Widhalm. „Länderspezifische Empfehlungen sind wissenschaftlich nicht gerechtfertigt“.
Ernährungspyramide und gesunder Teller im Vergleich
Ernährungsempfehlungen wurden bis dato gerne in Form einer Pyramide dargestellt. Sowohl die Österreichische Ernährungspyramide als auch ähnliche Darstellungen aus anderen Ländern haben jedoch nachweislich keinerlei Effekt auf das Essverhalten der Bevölkerung gebracht, erklärt Widhalm.
Die Ernährungspyramide gibt Auskunft über die Art und Menge der Nahrungsmittel und Getränke, die aufgenommen werden sollten. Sie ist nach einem Bausteinprinzip aufgebaut. Anhand der sieben Stufen der Pyramide kann abgelesen werden, wie häufig verschiedene Lebensmittelgruppen gegessen werden sollten. Süßigkeiten, Fettiges (z.B. Pommes Frites) und Snacks stehen ganz oben auf der Spitze der Ernährungspyramide und sollten laut Empfehlung des Gesundheitsministeriums nur selten verzehrt werden. Gesunde Fette (z.B. pflanzliche Öle, Nüsse), Milchprodukte, Getreide, Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst sollte man täglich in seinen Speiseplan einbauen, während der Genuss von Fisch, Fleisch, Eier und Wurst laut Ernährungspyramide nur einmal pro Woche empfohlen wird.
Der Ernährungsmediziner Widhalm ist überzeugt davon, dass die Ernährungspyramide künftig von einer aktuelleren Darstellung verdrängt werden wird: dem gesunden Teller. Dieser wurde von der Harvard Medical School entwickelt. Er zeigt das Verhältnis, in dem einzelne Nahrungsmittel zusammengestellt werden sollten: Die Hälfte des Tellers sollte aus Obst und Gemüse bestehen, ein Viertel aus Vollkornprodukten und ein Viertel aus Protein. Auch Beispiele für hochwertige und gesunde Lebensmittel aus jeder dieser Gruppen werden genannt, dazu zählen auch Fette und pflanzliche Öle und ungesüßte Getränke wie Wasser und Tee.
Diese Form der Darstellung bringe bessere Information für die Bevölkerung und „man erhofft sich, dass sich vor allem das Essverhalten dadurch positiv verändert“, so Widhalm.
(Stand 09/2018)
Weiterführende Links:
- https://www.gesundheit.gv.at/aktuelles/gesunde-ernaehrung-ist-kein-mythos
- https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/healthy-eating-plate/translations/german/